Maria Włoszczowska begeisterte gemeinsam mit jungen Musikerinnen und Musikern das Publikum.


Unter dem Titel “Der himmlischen Töne voll – Wie Klänge die Zeit verweben” entfaltete sich im Festsaal der Stella Musikhochschule Feldkirch ein Abend voller musikalischer Leidenschaft und klanglicher Harmonie. Pforte-Chef Klaus Christa leitete das Konzert mit einer treffenden Einleitung ein: “Wenn Musikerinnen und Musiker im gemeinsamen Klang aufgehen, wird der Titel des heutigen Konzertes Wirklichkeit: ‘Von himmlischen Tönen voll’. Nach dieser intensiven Woche fühlen wir uns erfüllt von diesen ‘himmlischen Klängen’ – sei es durch Mendelssohns schwebendes, bahnbrechendes Violinkonzert, die expressiven Tondichtungen der Ballett-Suite von Wilma von Webenau oder Beethovens humorvolle, lebensbejahende 8. Symphonie”.


Schon das erste Werk des Abends, das Violinkonzert e-Moll op. 64 von Felix Mendelssohn Bartholdy versetzte das Publikum in einen Rausch aus Melodie und Virtuosität. Die polnische Geigerin Maria Włoszczowska entfaltete die Intensität dieses romantischen Meisterwerks nicht nur mit technischer Brillanz, sondern vor allem mit expressiver Gestaltung und ansteckender Spielfreude. Ihr Spiel war kraftvoll und filigran zugleich, jeder Bogenstrich voller Leben und Emotion. Besonders eindrucksvoll gelang die Ausarbeitung der Kadenz, die sich nahtlos in den musikalischen Fluss einfügte und bei der Włoszczowska mit feinem Gespür für Dynamik und Phrasierung brillierte. Die jungen Musikerinnen und Musiker der Iberacademy Medellín, der Bochabela Strings, Südafrika, und der Stella Musikhochschule Feldkirch fanden unter ihrer inspirierenden Leitung zu einem farbenreichen, tragfähigen Orchesterspiel, das den Zauber von Mendelssohns Musik eindrucksvoll einfing.


Einen besonderen Moment des Konzertes stellte die Welturaufführung der “Kleinen Ballettsuite für Orchester” von Wilma von Webenau dar. Musikalisch konnte die Suite allerdings nur bedingt überzeugen. Am ehesten noch das “Lied des Sturmes”, in dem zu Beginn durchaus das Gefühl eines aufziehenden Gewitters spürbar wurde. Die Musikerinnen und Musiker gaben ihr Bestes, der Komposition mit klanglicher Intensität und Hingabe Ausdruck zu verleihen, doch insgesamt blieb das Werk hinter den Erwartungen zurück.

Zum krönenden Abschluss erklang Ludwig van Beethovens 8. Symphonie, die unter der Leitung von Maria Włoszczowska eine mitreißende Interpretation erfuhr. Das oft als “kleine” Symphonie zwischen der heroischen Siebten und der monumentalen Neunten bezeichnete Werk erwies sich hier als sprühendes Feuerwerk musikalischen Witzes und formaler Meisterschaft. Das Orchester entlockte der Partitur eine spürbare Leichtigkeit und feinsinnige Durchdachtheit. Im zweiten Satz, dem humorvoll-mechanischen Allegretto scherzando, verliehen die Musiker dem klanglichen “Metronomspiel” eine wunderbare rhythmische Präzision und spielerische Eleganz. Im Finale schließlich entfaltete sich eine unbändige Energie – hier triumphierte Beethoven mit humorvollen Kontrasten und dynamischer Unberechenbarkeit. Die Spielfreude des Ensembles war allgegenwärtig, Włoszczowska leitete es mit feinem Gespür und animierte zu differenziertem, nuancenreichem Spiel.

Der Abend endete mit frenetischem Applaus und begeisterten Rufen – ein deutlicher Ausdruck dafür, dass der Funke von den Musikerinnen und Musiker auf das Publikum übergesprungen war. Maria Włoszczowska strahlte nicht nur mit ihrer Geige, sondern mit ihrer ganzen Persönlichkeit, die diesen Konzertabend zu einem Erlebnis machte. Besonders beeindruckend war die Homogenität und Hingabe der jungen Musikerinnen und Musiker aus unterschiedlichen Kulturkreisen – ein musikalisches Miteinander, das zeigte, wie Klänge Zeit überbrücken und Menschen verbinden können.

Vorarlberger Nachrichten  |  Andreas Marte