Sinnlich und mitreißend war das Orchesterkonzert der Pforte im Festsaal der Stella Vorarlberg.
Was für eine Energie, was für eine ansteckende Musizierfreude! Im Festsaal der Stella Vorarlberg ließen sich Musizierende und Publikum mitreißen von der polnischen Geigerin Maria Włoszczowska,
die sowohl als Solistin in Felix Mendelssohns Violinkonzert als auch als Konzertmeisterin bei drei farbenreichen Stücken von Vilma von Webenau und in der überschäumenden 8. Symphonie von
Ludwig van Beethoven glänzte.
Nach einer intensiven Probenwoche mit den Musikerinnen und Musikern der Bochabela Strings aus Südafrika, mit denen er durch seine Lehrtätigkeit eng verbunden ist, der Iberacademy aus Kolumbien,
die von der Hilti Foundation aus Liechtenstein gefördert wird, und Studierenden der Stella Musikhochschule hatten sich 50 Individuen „im Hören verschmolzen“, so der leidenschaftliche Musiker,
Pädagoge und Musikvermittler Klaus Christa. „Wie wäre es mit echten Gesprächen und Zuhören?“, lautete sein Credo in Zeiten, da allerorten Verhandlungen und Diskussionen über das Zuhören
dominieren. So ließe sich also die musikalische Arbeit mit die- sem Vielvölkerstimmengeflecht bestens auf andere Bereiche übertragen!
Im Hören verschmolzen
Maria Włoszczowska hat reiche Erfahrungen als Solistin und als Konzertmeisterin des Chamber Orchestra of Europe, scheint mit allen Sinnen und Antennen mit den Musizierenden verbunden, inspiriert
sie und wird zugleich von ihnen getragen. So entsteht in Felix Mendelssohns bekanntem Violinkonzert ein ungemein lebendiges Miteinander, das aufblüht, pulsiert und hellwach angespitzt wirkt. Die
hochmotivierten Musikerinnen und Musiker spielen sich in den Instrumentengruppen zu, formen Bögen und musizieren wunderbar organisch. Im langsamen Satz entsteht ein feingesponnener Dialog der
Solistin mit dem Orchester, bevor die zwitschernden Bläserstimmen im Finale den Ton angeben. Die kniffligen Übergänge sind ohne Dirigenten noch spannender, doch die intensive Kommunikation mit
Blicken und einem warmen Lächeln schweißt alle zusammen.
Schönbergs erste Schülerin
Vilma von Webenau, die vor 150 Jahren geboren wurde und die erste Schülerin von Arnold Schönberg war, hat Schatzgräber Klaus Christa bereits im vergangenen Jahr im Rahmen der Pforte-Konzerte
vorgestellt. Nun lernte man die „Kleine Ballettsuite“ mit den winterlichen Satzangaben und dem spätromantischen, weichen Orchesterklang in den ersten beiden Sätzen und der leicht herben
Klangwelt des dritten Satzes (Lied des Sturmes) kennen. Die Komponistin hat eine ganz eigene Tonsprache, in der Nähe etwa von Humperdinck und seinen Märchenthemen.
In Beethovens achter Symphonie konnte man nochmals das ungeheure koboldhafte Temperament von Maria Włoszczowska erleben, das sich auf alle Mitglieder des im Stehen musizierenden Orchesters
übertrug: Ob im blühenden und jubilierenden Kopfsatz, ob in dem fein pochenden Puls des zweiten Satzes, der an Haydns Humor erinnert und sich vor dem tickenden Metronom des Herrn Mälzel
verneigt, ob im gemütlichen Menuett mit seiner kontrastreichen Dynamik und dem schönen Bläsertrio oder im federnden Finale: Der Beethoven’sche Funke ist auf die jungen Menschen übergesprungen
und reisst das Publikum von den Sitzen. Passend zur Faschingszeit verabschiedete sich das Orchester mit der Schnellpolka „Vergnügungszug“, bei der auch die große Trommel und allerlei Schlagwerk
zum Einsatz kam: Ein Vergnügen!
Katharina von Glasenapp | NEUE Tageszeitung