Witz und Virtuosität: Ein Abend voller Überraschungen mit der Bratsche


Unter dem Titel “Ein weltberühmtes Streichquartett sucht…” stellte die Pforte zum Saisonauftakt die Bratsche augenzwinkernd in den Mittelpunkt. Danusha Waskiewicz, ehemalige Solobratschistin der Berliner Philharmoniker, wurde von Klaus Christa, Guy Speyers und İmgesu Tekerler begleitet. Gemeinsam gestalteten sie einen Abend, der Witz, musikalisches Können und szenische Leichtigkeit verband. Das Programm überzeugte nicht nur durch virtuoses Spiel, sondern auch durch originelle Einfälle, die humorvoll Klischees über die Bratsche aufgriffen und gekonnt ins Gegenteil verkehrten.


Danusha Waskiewicz, ehemalige Solobratschistin der Berliner Philharmoniker, mit İmgesu Tekerler.pforte
Der Abend begann mit einem pfiffigen Einstieg: Klaus Christa griff zu seiner Bratsche, um Haydns „Kaiserquartett“ zu spielen, um dann abrupt innezuhalten und die Aufmerksamkeit des Publikums mit Bratschenwitzen zu fesseln. Diese heiteren Momente schufen eine humorvolle Atmosphäre, die das weitere Programm prägte. Eine Stellenanzeige für ein weltberühmtes Quartett, das eine erste Geige, eine zweite Geige und ein Cello suchte, wurde als absurde Casting-Show inszeniert, die die Hierarchien und Eigenheiten des Streichquartetts humorvoll auf die Schippe nahm.

Besonders amüsant war der Auftritt der Bratschistin Danusha Waskiewicz, die sich als Geigerin ausgab. Obwohl ihre Täuschung schnell durchschaut wurde, überzeugte sie durch ihre unkonventionelle Spielfreude und erhielt aus Mitleid doch noch einen Platz im Ensemble. Für die nächste Verwirrung sorgte der Guy Speyers, der seine Bratsche wie ein Cello spielte. Den Abschluss der Vorstellungsrunde bildete İmgesu Tekerler, die sich mit ihrer Bratsche für die 2. Violine bewarb. Danusha Waskiewicz glänzte nicht nur als Musikerin, sondern auch als durchaus begabte Komödiantin. Ihre Fähigkeit, Humor mit Ernsthaftigkeit und Können zu verbinden, verlieh dem Abend einen besonderen Glanz. Auch Guy Speyers, auch bekannt als Interpret ernsthafter zeitgenössischer Musik, trug mit seiner Parodie eines zeitgenössischen Werkes zum Gelingen des Abends bei. Mit bewusst schrägen Klängen und übertriebenen Gesten karikierte er die Avantgarde-Musik und brachte damit seine Mitspieler zur Verzweiflung und das Publikum zum Lachen.


Das Programm bot einen abwechslungsreichen Streifzug durch die Musikgeschichte, darunter Werke von Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn und Paul Hindemith sowie Kompositionen des Soweto String Quartet. Beeindruckend war das „Nachtstück“ von Max von Weinzierl, das den Abend beschloss. Ursprünglich für drei bis vier Bratschen geschrieben, gelang dem Quartett eine berührende und ausdrucksstarke Interpretation. Die melancholischen Klangfarben und die dynamische Bandbreite des Stückes spiegelten die Vielfalt der Bratsche wider, die an diesem Abend in all ihren Facetten gefeiert wurde.


„Weltberühmtes Streichquartett sucht …“ war weit mehr als ein klassisches Konzert. Die Verbindung von Schauspiel und Musik, von Humor und Virtuosität, verlieh der Veranstaltung eine besondere Ausstrahlung. Die vier Musikerinnen und Musiker bewiesen eindrucksvoll, wie nah Leichtigkeit und Tiefe beieinanderliegen können. Dabei überraschten sie nicht nur durch ihr handwerkliches Können, sondern auch durch ihre Bereitschaft, klassische Konventionen auf unterhaltsame Weise zu hinterfragen.
Das Publikum im Theater am Saumarkt honorierte die Darbietung mit lang anhaltendem Applaus und verließ den Saal mit einem Lächeln auf den Lippen. Die humorvolle Inszenierung und die musikalische Vielfalt sorgten für einen unterhaltsamen Abend.

Andreas Marte  |  Vorarlberger Nachrichten