Bei mir bin ich zu Haus

Gedichte von Antonie Schneider

 

Mein Haus steht überall.
Ich hab es selbst gebaut.
Es ist kein Hühnerstall.
Bei mir bin ich zu Haus.
An manchen Tagen aber
geh ich hinaus.

 

Antonie Schneider (*1954)

 

 

Antonie Schneider wurde in Mindelheim im Allgäu geboren und lebt heute als freie Autorin im Westallgäu. Für ihre Projekte und Bücher arbeitet sie gern mit Künstlerinnen und Künstlern, Musikerinnen und Musikern zusammen. Sie schreibt Gedichte und Prosa für Erwachsene und Kinder, ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und mit internationalen Preisen geehrt.  2009 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis „Schönstes Kinderbuch Österreich“ für Äsops Bilderbogen.
Für das Projekt “Cara Roberta.  Sieben Briefwechsel“, (literatur:vorarlberg netzwerk), initiiert von Frauke Kühn,  stand sie 2020 im Briefwechsel mit Hansjörg Quaderer. Ihr jüngstes Gedichtebuch für Kinder heißt „Es flattert und singt“. Der Gedichtzyklus „albarella“ erschien 2020 bei Buchkunst Kleinheinrich und ist inspiriert von der Atmosphäre der Insel Albarella in der Region Venezien, umrahmt von Aquarellen auf Papierstreifen von der Wiener Künstlerin Angelika Kaufmann.
Auf die Frage, warum sie für Kinder und Erwachsene dichtet, sagt sie: „Es ist beglückend, weil die Poesie die ganz alltäglichen Dinge neu schauen lässt. Und das nur mit einem weißen Blatt Papier, einem Stift und Buchstaben, die sich zusammenfinden, gereimt und ungereimt, leicht und spielerisch, hintergründig und tief.

 

 


Aus einem Interview zum Buch "Es flattert und singt"

 

Wie schreibt man Gedichte mit Kindern?

Christine Knödler: Indem man sie einfach machen lässt. Kinder sind die geborenen Sprachspieler. Sie sind neugierig, unbefangen, unbekümmert. Gerade, wenn man sie nicht mit Versmaß, Reimschemata oder anderer Theorie belastet, lassen sie sich ein, manchmal mit Haut und Haaren. Es ist überaus beglückend, wenn gerade Kinder, die von sich behaupten, nicht dichten zu können, Sätze finden wie: „Die Fäuste meiner Ängste schlagen durch den Regen.“ Oder: „Das Nasse am Wasser ist ...“ Wie kommen sie nur darauf? Manchmal könnte ich neidisch werden ...

 

Wie schreibt man Gedichte für Kinder?

Antonie Schneider: Einfach so – mit einem weißen Blatt und einem Stift beginnt es.

Dann „flattert es“ und „singt es“.

 

Wie kam es zu diesem besonderen Konzept des Buches, ein Gedichtband und zugleich eine Anleitung zum Selbstdichten zu sein?

Antonie Schneider: Am Anfang war das Huhn. Genauer gesagt, das „dichtende Huhn“ und mein schon lange gehegter Wunsch, einmal einen Gedichtband für Kinder mit all meinen herumfliegenden Gedichten, sowie dazu eine Anleitung zum Dichten zu machen. Das Huhn „Helena“ lebt auf dem Bauernhof meiner Freundin Lilly, die eine besondere Beziehung zu all ihren Tieren (Alpaccas, Hühner, Hasen, Pferde, Esel) hat, sie spricht und lacht mit ihnen. Da kam mir der Gedanke: Warum sollen Hühner nicht auch dichten?

Spontan fielen mir Marion Goedelts Hühnerzeichnungen ein und ich fragte sie, ob sie Lust auf ein solches Projekt hätte. Marion war sofort mit dabei. Dann kam Christine Knödler als begeisterte Herausgeberin dazu, und gemeinsam versuchten wir durch die Anordnung der Gedichte und die Komplementärtexte von Christine eine „ Art Poetologie“ für Kinder zu entwickeln. Jetzt sind wir alle sehr neugierig, wie „Helena“ und „Hannibal“ bei den jungen Leserinnen und Lesern ankommen, d.h. wie sie den roten Faden, den Dichterfaden weiterspinnen, der uns alle begeistert.

 

Christine Knödler: Von Antonie Schneider gibt es viele wunderbare Gedichte, witzige, sprachspielerische, oft ganz kurze, wie Gedankenblitze. Zunächst haben wir die in eine Reihenfolge gebracht und eine Dramaturgie der Kapitel erstellt. Die größte Möglichkeit und zugleich Herausforderung war für mich, im Zusammenhang mit den Schreibspielen eine Art Poetologie für Kinderlyrik zu verfassen. Darin geht es auch ums Gedichte-Lesen, weil auch das viel mit einem kreative Umgang mit Sprache, mit eigenen Assoziationen und Ideen zu tun hat. Die Übergänge sind fließend: vom Lesen zum Schreiben und wieder zurück. Und dann sind da noch die fantastischen Illustrationen von Marion Goedelt – das ganze Buch ist ein Glücksprojekt!