Konzert N°2  |  Festsaal der Stella Musikhochschule Feldkirch


Und nie verstummt es

Wie Worte Wege finden

 

Pforte um 7  |  Die öffentliche Generalprobe: Do 10. April, 19 Uhr

Pforte um 8  |  Konzert & Buffet: Fr 11. April, 20 Uhr

 

 

Impuls um halb  |  Do 18.30 Uhr & Fr 19.30 im Erdgeschoss des Pförtnerhauses

Beim Impuls um halb werden uns Roman Wegmann (Do) und Theresia Abbrederis und Christine Fischer-Kaizler (Fr) über die Erfahrungen mit ihren Gruppen bei der Entwicklung ihres künstlerischen Beitrags berichten.

 

 

Programm


Joseph Haydn (1732–1809)

Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze Hob XX/2

 

Introduzione. Maestoso ed Adagio

Sonata I. Largo: Vater, Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

Jugendliche aus Soweto, Südafrika

Sonata II. Grave e Cantabile: Heute noch, heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.

Schüler*innen einer Berufsschulklasse LBS Bregenz 1 | Christine Fischer- Kaizler

Sonata III. Grave: Frau, siehe, das ist dein Sohn.

Schüler*innen einer Mittelschulklasse | Bianca Jäger-Schnetzer

Sonata IV. Largo: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Schüler*innen einer Klasse der HTL Rankweil | Theresia Abbrederis

Introduzione

Sonata V. Adagio: Mich dürstet.

Avrona-Gang | Roman Wegmann

Sonata VI. Lento: Es ist vollbracht

Manon Bauer, Lyrikerin und Musikerin

Sonata VII. Largo: In deine Hände, Herr, befehle ich meinen Geist.

Katharina Frick und Antonia Ehe, Studentinnen

 Terremoto. Presto con tutta la forza

 

 

Ausführende


Anna Gschwend Sopran

Salome Cavegn Alt

Philipp Classen Tenor

Ulfried Staber Bass

 

Cantus Firmus Surselva & Pforte Kammerorchester Plus

Klaus Christa Idee & Orchestereinstudierung

Clau Scherrer Gesamtleitung

 

Roman Wegmann (Do), Theresia Abbrederis & Christine Fischer- Kaizler (Fr) Impuls um halb

 


Und nie verstummt es

 

1786 erhielt Haydn, der damals berühmteste Komponist Europas, einen ungewöhnlichen Auftrag: Jeweils am Karfreitag fand in einer unterirdischen Kapelle in Cádiz eine Andacht statt, bei der auf jedes der sieben letzten Worte Jesu am Kreuze eine Ausdeutung in Form einer Predigt folgte. Haydn war angefragt, sieben getragene Musikstücke beizusteuern, die als musikalische Meditationen auf die Jesusworte folgen sollten. Diese Aufgabe reizte ihn und er schrieb nicht nur diese sieben musikalischen Meditationen, sondern steuerte auch noch ein abschließendes musikalisches Erdbeben bei.

 

Dass Haydns Komposition sofort ihr Publikum, fand, beweist eine Zeitungskritik vom März 1788:

Wenn der Herr Verfasser unmittelbar aus der Seele des sterbenden Mittlers herausgeschrieben hätte: so würde er kaum im Stand gewesen sein, die Empfindungen desselben wahrer und feierlicher darzustellen.


Wenn wir die sieben letzten Worte Jesu als Ausdruck des universalen menschlichen Leides und den damit verbundenen Sehnsüchten lesen, dann bekommen sie plötzlich eine alarmierende Aktualität: Ob es um das Thema Vergebung geht oder um Beziehung, um Not, um das Gefühl der Verlassenheit oder die Sehnsucht nach Vertrauen, um das Bedürfnis loslassen zu können: Die sieben letzten Worte sprechen von den Leiden und Nöten des Menschseins.

 
In den Jahren der Pandemie wurde unserer Meinung nach eine Bevölkerungsgruppe sehr vernachlässigt: die jungen Menschen. Sie hätten in diesen sensiblen Jahren ihre Peer-Gruppe so dringend gebraucht wie in keinem anderen Lebensalter. Monate verbrachten sie hauptsächlich liegend – viele Eltern können ein Lied davon singen – oft völlig verstummt und auf sich gestellt in ihren Zimmern. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie platzte aus allen Nähten und tut es noch immer. Das Leid der heranwachsenden Generation fand im öffentlichen Diskurs erschreckend wenig Echo.

 

Wir wollen in der Passionszeit 2025 genau diesem Leid eine besondere Aufmerksamkeit schenken, von ihren Nöten hören und ihren Sorgen Raum und Worte geben. Was 1787 in der Grotte von Cádiz sieben Predigten eines Priesters waren, werden 2025 in den Konzerten in der Kapelle der Stella Musikhochschule sieben künstlerische Interventionen sein, die von den Leiden der Jugend erzählen, von und mit jungen Menschen gestaltet. Auch wenn wir die Uhr nicht mehr zurückdrehen können, möchten wir eine Lanze brechen für diese so verletzliche und so prägende Zeit im Leben eines Menschen.