Konzert N°1: Mutter Erde

A musical Friday for future 

Pforte um 7  |  Do 6. Februar, 19 Uhr

Pforte um 8  |  Fr 7. Februar, 20 Uhr 

Festsaal des Landeskonservatoriums Feldkirch

 

Neu: Impuls um halb 

Eine halbe Stunde vor dem Konzert, um 19.30 Uhr | Erdgeschoss Pförtnerhaus

«Die Kinder wissen es: Auf der Erde zuhause sein heißt, im Himmel zu sein.» 

 Wer sich mit Gedanken von Andreas Weber in den Abend einstimmen lassen will, ist dazu herzlich eingeladen.

 

 

Programm

 

Ludwig van Beethoven (1770–1827) 

Romanze F-Dur, op. 50 für Violine solo und Orchester 

Adagio cantabile

 

Impuls: Der Himmel ist Fleisch: Weil wir atmen, sind wir alle Verwandte

 

Laura Winkler (*1988) 

Saiga | Too fast too soon. Too slow too long.

für Frauenstimme und Orchester

 

Pause

 

Impuls: Der Himmel bin ich: In der Musik sind wir Bestandteil eines lebendigen Ganzen

 

Ludwig van Beethoven (1770–1827) 

Sinfonie N° 6 F-Dur, op. 68 «Pastorale» 

Allegro ma non troppo (Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande)

Andante molto moto (Szene am Bach)

Allegro (Lustiges Zusammensein der Landleute)

Allegro (Gewitter, Sturm)

Allegretto (Hirtengesang. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm)

 

Thomas Reif Konzertmeister & Solist

Laura Winkler Stimme

Andreas Weber Autor, Biologe und Philosoph 

Pforte Kammerorchester Plus: Musiker_innen des VLK’s | Österreich, der Iberacademy | Kolumbien & des Mangaung String Programmes | Südafrika

 

1. Violine: Thomas Reif, Angie Agudelo, Katia Blejer, Juan Cala Sarmiento, Deidre Cicilie, Karen Gómez Ruiz, Veronika Kahrer, Antonia Kiraly, Rahel Neyer

2. Violine: Kiki Shibayama, Kristie Bashari, Miriam Christa, Lofentse Lekalake, Clara Maierhofer, Irini Pleshti, Leopold Schwinghammer

Viola: Klaus Christa, Daniel Medina, Kamo Moshoaliba, Zuko Samela, Fridolin Schöbi, Erin Torres

Violoncello: François Poly, Leyre Barros, Juan Camillo Gomez, Iris Christa, Antonio Dorado Salguaero

Kontrabass: Balthasar Brockes, Fernando Hidalgo Gutierrez, Nazar Kocherga, Linda Mngoma, Kwena Moleleki

Schlagwerk: Bertram Brugger & Zuko Samela

Flöte: Juan Velásquez Blandón, Yudy Marín Hincapié

Piccolo: Natalia Téllez Ramírez 

Oboe: Juan Muñoz Loaiza & Manuel Muñoz Loaiza 

Klarinette: Daniel Bermudez Tamayo & Jaqueline Martinez Alzate

Fagott: Juan Galeano Atehortúa & Manuela Vergara Rivilla

Trompete: Felipe Suarez Cañas & Juan Prioló Guzmán 

Horn: Lina Gómez Córdoba & Luis Mayo Ospina 

Posaune: Andrés Vélez Bolívar & José Toro Hincapié

 

 

Als ob jeder Baum zu mir spräche

Niemand ahnte im August 2018, dass aus der alleine streikenden Mittelschülerin in Schweden, Greta Thunberg, eine globale Bewegung werden würde, in der sich mittlerweile Millionen junge Menschen für eine verantwortungsbewusste Klimapolitik einsetzen. Gerade jene Jugend, der man gerne Passivität und Konsumismus unterstellt, macht sich mit Leidenschaft und

Fantasie für die Erhaltung unserer Mutter Erde stark.

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Beethovens große Liebe

«Hier, von diesen Naturprodukten umgeben, sitze ich oft stundenlang, und meine Sinne schwelgen in dem Anblick der empfangenden

und gebärenden Kinder der Natur. Hier verhüllt mir die majestätische Sonne kein von Menschenhänden gemachtes Drecksdach, der

blaue Himmel ist hier mein sublimes Dach. Wenn ich am Abend den Himmel staunend betrachte und das Heer der ewig in seine Grenzen sich schwingenden Lichtkörper, Sonnen oder Erden genannt, dann schwingt sich mein Geist über diese soviel Millionen Meilen entfernten Gestirne hin zur Urquelle, aus welcher alles Erschaffene strömt und aus welcher ewig neue Schöpfungen entströmen werden. Wenn ich dann und wann versuche, meinen aufgeregten Gefühlen in Tönen eine Form zu geben – ach, dann finde ich mich schrecklich getäuscht: ich werfe mein besudeltes Blatt auf die Erde und fühle mich fest überzeugt, dass kein Erdgeborener je die himmlischen Bilder, die seiner aufgeregten Phantasie in glücklicher Stunde vorschwebten, durch Töne, Worte, Farbe oder Meißel darzustellen imstande sein wird.

Ja, von oben muss es kommen, das was das Herz treffen soll; sonst sinds nur Noten, Körper ohne Geist.»

L. v. Beethoven, überliefert durch seinen Freund J. A. Stumpff

 

Diese Worte Beethovens legen den Blick in die Tiefen seiner Seele offen. Seine Liebe zur Natur war mit Sicherheit die

verlässlichste Glücks- und Inspirationsquelle in seinem Leben. Schaffen und spazieren waren für Beethoven eins. Er hatte auf seinen zahlreichen Spaziergängen immer ein Skizzenheft dabei, um jeden spontanen Einfall festzuhalten und wir können uns sicher sein, dass er viele Ideen auf diesen Streifzügen empfing. Beethoven hat sein ganzes Leben lang weder Zeit noch Mühen gescheut, um in die Nähe seiner geliebten Wälder, Wiesen und Weinberge zu gelangen. Jeden Sommer mietete er Häuser am Stadtrand Wiens, in Heiligenstadt, Nussdorf, Mödling oder Baden. Und so ein Umzug zu dieser Zeit hieß: Kutschen mit dem

ganzen Hausrat und all den Dingen zu packen, die am anderen Wohnort benötigt wurden, dazu gehörte bei Beethoven auch

das Klavier. Also kein geringes Unterfangen.

In der vielleicht größten Krise seines Lebens verfasste Beethoven das Heiligenstädter Testament. In diesem erschütternden Dokument, das er in größter Verzweiflung geschrieben hatte, findet er für seine große Liebe zur Natur folgende Worte:

«wie froh bin ich einmal in Gebüschen, Wäldern, unter Bäumen, Kräutern, Felsen wandeln zu können, kein Mensch kann das

Land so lieben wie ich – geben doch Wälder Bäume Felsen den Widerhall, den der Mensch wünscht.»

 

Klaus Christa

Andreas Weber ©Valentina Bosio-Raynard
Andreas Weber ©Valentina Bosio-Raynard

Die Verbindung zwischen Erde und Himmel ist der Atem

«This is all wrong», beginnt Greta Thunberg ihre Rede vor den UN im Herbst 2019. Greta hat die Kinder aufgerüttelt, zu sagen,

dass der Kaiser nackt ist, dass die Versprechen der Weltwirtschaft ein Betrug sind, der ihnen die Zukunft stiehlt, weil er ihnen

den Raum zum Atmen nimmt. «All wrong» ist, dass es einen Unterschied zwischen Erde und Himmel gebe, dass dort verschiedene Gesetze herrschten: auf der Erde die Not des verletzlichen Fleisches, im Himmel die unantastbare Ewigkeit. Ewigkeit aus der Sicht der Mineralölindustrie bedeutet unbegrenztes Recht auf Verbrauch; heißt, aus dem Himmel ein Ding machen, und aus der Erde

ein anderes. Aber das ist alles verkehrt. Die Kinder wissen es. Sie wissen, dass sie am Himmel teilhaben, indem sie atmen, und

sie wissen, dass nur der geteilte Atem Leben schenkt. Sie wissen, dass auf der Erde zuhause sein heißt, im Himmel zu sein.

Wir nähren das Gras mit unserem Atem, das Gras spendet mit seinem unser Leben. Wir sind ein großer Körper; der Himmel ist

die Erde in verwandelter Gestalt.

 

Andreas Weber

Laura Winkler © ShootED
Laura Winkler © ShootED

Alles muss sich ändern und zwar heute

Greta Thunberg

 

In Zeiten allgegenwärtiger Angst kann Musik wie keine andere Kunstform Hoffnung, Mut und Gemeinsinn vermitteln und gleichzeitig herausfordernde Fragen stellen. Sie schafft einen Ort der Reflexion und des Austauschs, wie man ihn immer wieder bei der Pforte findet. Ich freue mich sehr, mich in meiner Komposition Fragen der Reduzierung, Bewegung und Veränderung zu widmen, inspiriert von der Lautstärke einer neuen Generation und der Urgewalt unserer Erde. 

 

Laura Winkler